Mittwoch, 29. August 2007

Artikel über schüchterne

Zufällig habe ich diesen Artikel auf http://www.waz.de/waz/waz.ratgeber_gesundheit.sprechstunde_89032.php gefunden. Selten habe ich mich besser beschrieben gefühlt, was meine Schüchternheit angeht. Mehr fällt mir dazu gerade gar nicht ein.

Schüchterne stehen sich häufig selbst im Weg

Schüchternheit galt in früheren Zeiten als Tugend, die vor allem jungen Mädchen gut zu Gesicht stand. Heute ist holdes Erröten jedoch weniger gefragt.

Viele schüchterne Menschen fühlen sich daher gar nicht wohl in ihrer Haut und leiden oft ein Leben lang darunter, dass sie nicht so locker und selbstsicher auftreten können wie andere. Sie haben das bedrückende Gefühl, sich selbst im Weg zu stehen und nicht den rechten Zugang zu ihrer Umwelt zu finden.

Bereits in der Kindheit bekommt es ein Junge oder Mädchen zu spüren, dass die Schüchternheit Probleme mit sich bringt. Schon bei den Elternwünschen geht es an: sie möchten ein fröhliches, lebhaftes und kontaktfreudiges Kind. Scheue, stille Kinder werden immer wieder ermuntert, doch mehr aus sich heraus zu gehen, unternehmungslustiger zu sein und es den anderen zu "zeigen".

Psychologen vermuten, dass die Persönlichkeitsentwicklung zu einem gehemmten Menschen hier ihren Anfang nimmt. Schüchterne Kinder, die man ständig auf ihr angebliches Fehlverhalten hinweist, verlieren bald den Mut, sich überhaupt noch mit einer kritischen Situation auseinander zu setzen. Das bringt ihnen in der Schule und später Nachteile. Auch freundschaftliche Beziehungen können sie nur schwer herstellen und pflegen.

Weil der Schüchterne aber genau weiß was man von ihm erwartet, er so aber nicht handeln kann, sind Hemmungen und Unzufriedenheit die Folge. Viele schüchterne Menschen beschäftigen sich daher am liebsten mit sich selbst und lassen niemand zu ihrer Persönlichkeit vordringen. Zu Unrecht gelten sie als unfreundlich oder langweilig.

Häufig grübeln Schüchterne auch über ihre eigenen Verhaltensweisen und sind so unglücklich über sich selbst, dass sie viel dafür geben würden, endlich ein "anderer" Mensch zu sein. Nach außen hin wirken sie zwar still, sprechen nur leise und vermeiden es, anderen in die Augen zu sehen. In ihrem Inneren brodelt jedoch ein Wirrwarr von Gefühlen.

Noch während der Schüchterne den Zwang spürt, nun etwas ganz Bestimmtes tun oder sagen zu müssen und den Eindruck hat, alle Augen seien nur auf ihn gerichtet, quält ihn bereits die Frage, was die anderen wohl von ihm denken könnten. Kein Wunder, dass er sich überfordert fühlt.

Körper und Psyche zeigen entsprechende Reaktionen: dem Schüchternen klopft zu seinem Entsetzen das Herz bis zum Hals, sein Pulsschlag wird schneller, das Blut steigt ihm zu Kopf, er errötet und fühlt ein unangenehmes Kribbeln im Magen. Nicht selten erleidet er Schweißausbrüche und möchte im Boden versinken.

An guten Ratschlägen mangelt es nicht. Doch nur wenige Betroffene können damit etwas anfangen. Ihnen wäre besser geholfen, wenn sie ihre Persönlichkeit akzeptieren würden, was schon im Elternhaus beginnen sollte. Bestimmte soziale Fertigkeiten - wie das freie Sprechen vor fremden Menschen - lassen sich auch in Seminaren trainieren. Verhaltenstherapie allein aber vermag kaum Selbstbewusstsein zu entwickeln. Vielleicht würde sich mancher leichter fühlen, wüsste er nur, dass er mit seinem Kummer zwar allein, aber keineswegs einsam ist. Die Schüchternheit ist gerade in der erfolgs- und leistungsbetonten Zeit besonders weit verbreitet und gilt daher heute als großes soziales Problem.
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